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Schwerpunkt WÄRME
Nachhaltig können wir!
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Andreas Föll und Bürgermeisterin Veronika Franco Olias an der Hackschnitzelanlage der Gemeinde.Schon seit 1993 setzt Sulzbach an der Murr auf klimafreundliche Nahwärme. Und das soll laut der Bürgermeisterin auch so bleiben. Das Wärmenetz der Zukunft plant sie gemeinsam mit der Süwag.
Manchmal kann es richtig gut sein, wenn man keinen Anschluss bekommt. „Aber damals, vor rund 30 Jahren, hat sich mein Vorgänger die Haare gerauft“, sagt Veronika Franco Olias, die seit Anfang 2024 Bürgermeisterin der Gemeinde im Rems-Murr-Kreis ist. Ein Umweltgutachten hatte der Gemeinde Anfang der 1990er-Jahre bescheinigt, dass sich ein Anschluss ans Erdgasnetz nicht wirtschaftlich umsetzen lasse. Stattdessen, so die Empfehlung, solle sie ein Nahwärmenetz anlegen – mit Heizwärme aus Hackschnitzelverbrennung. Im Jahr 1993 noch ein höchst innovatives Projekt, das prompt für großen Wirbel sorgte.
Da gab es viel Überzeugungsarbeit zu leisten: „Zunächst im Gemeinderat, später dann bei Interessenten im Neubaugebiet Ziegeläcker, wo das Wärmenetz 1997 an den Start gehen sollte“, weiß Franco Olias. Und zwar mit Anschlusspflicht – weshalb sich die Grundstücke nur schwer verkaufen ließen. „Die meisten Bauwilligen wollten sich nicht diktieren lassen, wie sie heizen sollten.“
Grüne Aussichten: Andreas Föll am Gasspeicher der Biogasanlage, die einen Teil des Ortes mit Wärme versorgt. Heute sieht das ganz anders aus. „Viele Sulzbacher fragen nach, ob und wann sie an das Wärmenetz angeschlossen werden“, freut sich die Bürgermeisterin. Denn die Gemeinde baut es immer weiter aus. Mittlerweile versorgt es nicht nur mehrere Siedlungen, sondern auch den größten Teil der kommunalen Gebäude – etwa Rathaus, Schulzentrum und Festhalle. Um das alles zu stemmen, nutzt das Wärmenetz seit 2012 auch die Abwärme des Blockheizkraftwerkes einer Biogasanlage. Damit stehen neben den 800 Kilowatt Leistung des Heizkessels weitere 550 klimafreundlich gewonnene Kilowatt zur Verfügung.
»Unser Plan: umweltverträgliche Nahwärme für den gesamten Ort.«
Andreas Föll, Leiter Erzeugung Süd
Beeindruckende 90 Prozent der Heizwärme stammen damit aus regenerativen Energien. Nur an kalten Wintertagen springen zusätzlich zwei Ölkessel an. „Das soll sich in Zukunft ändern“, sagt Andreas Föll, Leiter Erzeugung Süd bei der Süwag. Deshalb installiert die Süwag jetzt in der Heizzentrale an der Festhalle zwei große Pufferspeicher. Sie halten überschüssige Wärme auf Vorrat, bis sie abgerufen wird.
Die Süwag kümmerte sich von Beginn an um das Wärmenetz der Gemeinde und errichtete auch die Hackschnitzelanlage. Beim Ausbau des Wärmenetzes lautet die Maßgabe, alles möglichst so zu gestalten, dass Wärmeversorgung und Klimaschutz sich gut verbinden. Derzeit schließt die Süwag auch die Siedlung „Hofäcker“ an, die ab den 1950er-Jahren entstand. Momentan gehen dort rund 80 weitere Gebäude ans Netz – etwa die Hälfte aller Sulzbacher Haushalte heizt dann mit Nahwärme. Für den Ort ein weiterer Schritt hin zu einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Energieversorgung der Gemeinde.
Im Gegensatz zu Stadtkreisen und großen Kreisstädten ist die kommunale Wärmeplanung für kleine Gemeinden erst ab 2028 verpflichtend. Sulzbach setzt sie bereits um – im Konvoi mit zwei Nachbargemeinden, denn dann fließen Fördermittel. „Wir halten das für sinnvoll, um uns für die Zukunft gut aufzustellen“, sagt Veronika Franco Olias. „Schließlich nimmt eine Wärmeplanung den Wärmebedarf eines Ortes ganz genau unter die Lupe. So erhalten wir zum Beispiel auch Informationen darüber, wie viel Strom zu Heizzwecken verbraucht wird, etwa von Wärmepumpen.“
Bauen für die Zukunft: 80 weitere Gebäude wurden zum Jahresende an das Wärmenetz angeschlossen. Abwärme von Unternehmen gefragt
Die Daten dafür stellt die Süwag bereit. Sie übernimmt allerdings nicht die kommunale Wärmeplanung. „Weil wir uns später für die Umsetzung der Maßnahmen bewerben, geht das aus Neutralitätsgründen nicht“, erklärt Föll.
Der Energieprofi arbeitet stattdessen zusammen mit seinem Kollegen Christoph Lohrmann, der das Projekt als Ingenieur betreut, an einem weiteren Sulzbacher Nahwärmeprojekt: Sie prüfen, ob die Gemeinde Abwärme örtlicher Unternehmen nutzen kann – eine Vorgabe der kommunalen Wärmeplanung. Ein Unternehmen haben sie bereits im Blick, in dessen Produktion Abwärme anfällt, die bisher ungenutzt bleibt.
»Mit der Wärmeplanung sind wir für die Zukunft gut aufgestellt.«
Veronika Franco Olias, Bürgermeisterin von Sulzbach an der Murr
„Sie ließe sich stattdessen in eine Wärmepumpe leiten, um die Gebäude der Firma zu beheizen. Der Rest könnte die angrenzende Siedlung versorgen“, erklärt Föll. Das Unternehmen erfüllt damit zudem nicht nur die gesetzlichen Anfordungen, sondern verbessert auch seine CO2-Bilanz. Die Machbarkeitsstudie zeigt grünes Licht, nun prüft die Süwag das Projekt auf Wirtschaftlichkeit.
Andreas Föll, Christoph Lohrmann und Veronika Franco Olias denken sogar schon weiter: „Könnten wir die Abwärme mehrerer Produktionsstandorte im Ort nutzen, gäbe es für nahezu ganz Sulzbach ein umweltverträgliches Nahwärmeangebot“, erklärt Föll. Ob das funktioniert, prüft die Gemeinde im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung. Spätestens in zwei Jahren muss ein Entwurf auf dem Tisch liegen. Für Sulzbach kein Problem. Die Kommune hat ja schon früh einen großen Schritt in Richtung klimafreundliches Heizen gemacht und liegt jetzt weit vorn.
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suewag.de/waermenetzKommunale Wärmeplanung: Was ist das?
Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral heizen. Daher müssen Kommunen bundesweit einen kommunale Wärmeplan vorlegen. Er soll die Grundlage für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Städten und Gemeinden schaffen. Welche Wärmelösungen dabei genutzt werden, ist jeder Kommune selbst überlassen. So kann jede einsetzen, was am besten für sie passt.
Da Baden-Württemberg sogar schon bis 2040 klimaneutral Wärme erzeugen möchte, ist hier für Stadtkreise und große Kreisstädte die Wärmplanung bereits abgeschlossen: Sie mussten bis Ende Dezember 2023 einen Wärmeplan vorlegen. Für kleine Gemeinden ist die Wärmeplanung bisher noch freiwillig.
Die Zukunft der Wärmeversorgung
Pflichten für Kommunen
laut Wärmeplanungsgesetz (WPG)fotos: Süwag/Martin Leclaire
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