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Traditionsbetrieb
Wer mahlt, gewinnt!
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Feine Sache: JELU produziert pflanzenbasierte Fasern für vielfältige Anwendungsbereiche.Das JELU-Werk im Ostalbkreis vermahlt Holz und Cellulose zu Granulaten, Pulvern und Fasern. Die Produkte gehen zu Kunden in die ganze Welt – unter anderem als Rohfaserkonzentrat, Biokunststoff, Verarbeitungshilfsmittel und als Zutat für Baustoffe. Mit einer ökologischen Katzenstreu erreicht das Unternehmen jetzt auch Endverbraucher.
Wälder haben sie hier viele in der kleinen Gemeinde Rosenberg im Ostalbkreis, ringsherum liegen Getreidefelder, Weiden und Blumenwiesen. Eine passendere Umgebung könnte man sich nicht ausdenken für ein Unternehmen, das überwiegend reine Naturprodukte herstellt – und das im Einklang mit der Natur ringsherum. Das JELU-Werk macht aus nachwachsenden Rohstoffen unter anderem Holz- und Cellulosefasern, Biokunststoffe oder Rohfaserkonzentrate und vertreibt sie weltweit.
Das Betriebsgelände am Flüsschen Blinde Rot, zwei Kilometer vom Dorfrand entfernt, ist schon seit Jahrhunderten ein Mühlenstandort, wie sich noch heute am Straßennamen „Ludwigsmühle“ ablesen lässt. Josef Ehrler I., der Großvater des heutigen Geschäftsführers, brachte den Standort erfolgreich durch die Zeit des Mühlensterbens in den 50er- und 60er-Jahren, als das Geschäft sich immer mehr zu industriellen Standorten verlagerte. Er stellte auf das Vermahlen von Sägespänen zu Holzmehl um: die Keimzelle des heutigen Betriebs, der inzwischen mehr als 70 Mitarbeiter hat.
Das Thema Nachhaltigkeit war hier schon eines, als das Wort noch nicht in aller Munde war. „Schauen Sie sich um“, sagt Simone Stöhr, bei JELU unter anderem zuständig für den Einkauf. „Wir sind von Wald umgeben. Wald, der im Besitz der Familie Ehrler ist und um den sie sich mit Leib und Seele kümmert.“ Und das vorzugsweise in Person von Geschäftsführer Josef Ehrler persönlich, der gerne in der Firma mit anpackt. „Wald heißt Verantwortung und ist bei uns Chefsache. Er ist unsere Lebensgrundlage. Deshalb stecken wir viel Mühe hinein, ihn zu erhalten.“ Dazu gehört unter anderem, immer nur so viele Bäume zu fällen, wie auch nachwachsen können oder in trockenen Sommern auch mal zu bewässern.
Zwar liegt das Werk in einem Landschaftsschutzgebiet, die behutsame Waldnutzung ist aber erlaubt. Und so gewinnt JELU einen seiner Rohstoffe buchstäblich vor der eigenen Haustür – und fertigt daraus zum einen Pulver und Fasern unterschiedlicher Größe, von 30 bis 800 Mikrometern Durchmesser, zum anderen Pellets und Granulate.
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Durchmesser, also drei Tausendstel Zentimeter, haben die dünnsten Fasern, die das JELU-Werk produziert.
„Der Großteil unserer Produkte enthält keine Zusatzstoffe.“
Simone Stöhr, Assistentin der Geschäftsführung„Uns gelingt es, die Pellets und Granulate weitgehend zu entstauben“, verrät Simone Stöhr. Doch wie das an den Maschinen konkret funktioniert, dieses Geheimnis möchte sich das Unternehmen bewahren. Grob lässt sich jedoch sagen, dass bei JELU auch heute noch fast alles mit dem Mahlvorgang beginnt. Auch spielt das Sortieren der entstehenden Partikel eine entscheidende Rolle. „In Siebanlagen teilen wir die Fasern in die benötigten Fraktionen auf“, erklärt Simone Stöhr.
Kilometerlange Rohre schicken die sortierten Fasern dann kreuz und quer übers Firmengelände in Hallen, in denen sie weiterverarbeitet und schließlich verpackt werden. „Der Großteil unserer Produkte besteht zu 100 Prozent aus Holz- und Cellulosefasern, die keinerlei Zusatzstoffe enthalten.“
Zudem stellt JELU den Werkstoff und Biokunststoff WPC (Wood-Plastic-Composites) her. Granulate, für die das Werk mindestens 50 Prozent Holzfasern mit unterschiedlichen Kunststoffen mischt, darunter auch biobasierte. So ergibt sich am Ende ein Anteil von bis zu 99 Prozent nachwachsenden Rohstoffen. Die JELU-Produkte kommen unter anderem in der technischen Industrie zum Einsatz. Sie verbessern die Konsistenz von Mörtel, die Qualität von Bodenbelägen, stecken in Handwaschpasten und geben Raufasertapeten Struktur.
Ein weiteres Produkt belegt eindrucksvoll, wie sich JELU einen neuen Absatzmarkt erschlossen hat. Mit einer Bio-Katzenstreu richtet sich das Werk erstmals direkt an Endverbraucher. Das Holzgranulat ist extrem saugfähig, nimmt bis zu 800 Prozent seines eigenen Gewichts an Flüssigkeit auf und ist kompostierbar. Während der Coronaphase entwickelte JELU Marketingkonzepte für die Streu im Online-Handel – mit Erfolg: Die Verkaufszahlen schossen in die Höhe, befeuert von lobenden Rezensionen.
Rund um die Uhr wird bei JELU produziert. Der Energiebedarf ist enorm: 21 Millionen Kilowattstunden Strom bezieht das Werk im Jahr von der Süwag. Denn fast alles hier läuft elektrisch. Zumindest einen kleinen Teil des Stroms möchte das Werk künftig selbst erzeugen – der Bau einer Photovoltaikanlage ist schon in Planung. Schon seit Jahren setzt das Unternehmen zudem auf konsequentes Energiesparen. „Bei jeder neuen Maschine achten wir darauf, dass sie möglichst effizient arbeitet“, sagt Simone Stöhr. Der Einfluss darauf ist groß: Viele Anlagen sind Konstruktionen der betriebseigenen Schlosserei.
Die Süwag steht mit ihrem Know-how und den Kundenbetreuern Harald Burr und Michael Fischer eng an der Seite von JELU. Sie bietet dem Werk ein Energiemanagementsystem mit Monitoring und führt regelmäßig Audits durch. Auch die Beratung, etwa zu Förderprogrammen, gehört dazu. „Wir geben diese Dienstleistungen sehr gerne in die Hände unseres Energieversorgers“, so Stöhr. „So können wir uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren.“ Denn an Ideen, wie die Produkte von der Ludwigsmühle immer neue Abnehmer finden, wird es wohl auch künftig nicht mangeln.
Aus der Zelle für alle Fälle
Cellulose ist das in der Natur am häufigsten vorkommende Molekül und das Grundgerüst jeder Pflanze. Im Holz wird sie Lignocellulose genannt. In einem mechanisch-chemischen Verfahren, wie etwa bei der Papierproduktion angewandt, kann aus jeder Pflanze die reine Cellulose von allen Fremdstoffen getrennt und gewonnen werden. Lignocellulose, aber auch pure Cellulose sind die wichtigsten Rohstoffe, die das JELU-Werk verarbeitet.
Wir verlosen je 10 Packungen feine und grobe Bio-Katzenstreu von JELU.
fotos: Sebastian Weindel
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