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Brauerei Bauhöfer
Zwischen Bier und Broadway
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Sparpotenziale immer im Blick: Katharina Scheer (r.) mit ihrer Süwag-Energieberaterin Kerstin Hirn.Katharina Scheer ist die jüngste Brauereichefin Deutschlands – auch weil ihr die Familientradition wichtiger ist als eine Karriere als Tänzerin. Mit vielen frischen Ideen führt die 27-Jährige seit Kurzem die Familienbrauerei Bauhöfer.
Katharina Scheer hatte es weiter gebracht, als sie je gedacht hätte. New York, Broadway, das Musical „Tarzan“. Und sie nicht im Publikum, sondern oben auf der Bühne, als Tänzerin! Schon die Berufung ans Hamburger Ballett des legendären John Neumeier einige Monate zuvor kam überraschend. Und dann der Big Apple, Zentrum des Showbiz, ein Feuerwerk der Kulturen, der Eindrücke und Chancen. Aber auch: knallharter Konkurrenzkampf, permanenter körperlicher und mentaler Stress – und mehr als 6.000 Kilometer Entfernung zur Heimat. „Das Tanzen in Hamburg und New York war großartig“, sagt Katharina Scheer rückblickend. „Aber die Zeit in der Ferne hat mir auch vor Augen geführt, wie wichtig mir die Familie und die Heimat sind.“
Genau dort steht sie heute, rund vier Jahre nach ihrem New-York-Engagement. Die 27-Jährige lehnt an einem silbern glänzenden Braukessel im Herzen des Renchener Ortsteils Ulm im badischen Ortenaukreis. Dieser Ort bedeutet nicht nur Heimat für sie, sondern auch langjährige Familientradition. „Seit 1852“ prangt in großen Lettern an der Wand des Sudhauses der Brauerei Bauhöfer. So lange schon brauen Katharina Scheers Vorfahren hier Bier. Ihre Großcousine Elisabeth Bauhöfer leitet heute das Qualitätsmanagement, deren Ehemann Alexander Schneider ist Braumeister. Großvater Eugen Bauhöfer leitete fast 40 Jahre lang die Geschicke des Unternehmens. Katharina Scheer war lange unsicher, ob sie in Opas Fußstapfen treten sollte. „Niemand hat jemals Druck auf mich ausgeübt“, betont die junge Frau. Sie wollte sich erst einmal ausprobieren, ehe sie sich für ihre Zukunft festlegte. Also studierte sie zunächst Betriebswirtschaft und startete danach ihre Tanzausbildung.
Mehr als 100 Jahre ...
alt ist ein Vertrag zur Energieversorgung, den Braumeister Gustav Bauhöfer in seinem Archiv gefunden hat. Damit gehört die Brauerei wohl zu den ältesten Süwag-Kunden. Wobei die Partnerschaft natürlich lange vor der Süwag-Gründung begann. Damals lieferte noch eines ihrer Vorgängerunternehmen, das Überlandwerk Achern, den Ulmer Biermachern die nötige Energie zum Brauen.
Trotz des schnellen Erfolgs auf der Bühne entschied sie sich nach einigen Monaten in New York für den Familienbetrieb. Nach Zwischenstationen im Hofbräuhaus Traunstein und bei der Dinkelacker-Schwaben Bräu kehrte sie zurück nach Ulm. Seit 2020 leitet sie dort die Geschäfte des Unternehmens – als jüngste Brauereichefin Deutschlands. Sie mag die Vielfalt ihrer Aufgaben, vom Marketing über den Vertrieb bis hin zu Personalfragen. Sie liebt die familiären Strukturen und den engen Kundenkontakt. Und sie fürchtet sich nicht vor schwierigen Situationen, die manchmal schneller und heftiger eintreten als geahnt. Denn kaum hatte Katharina Scheer die Verantwortung für 30 Mitarbeiter und rund 50.000 Hektoliter Bier im Jahr 2020 übernommen, brach mit Corona eine Krise über das Land herein, die selbst erfahrensten Managern alles abfordern sollte. „Natürlich hat uns die Pandemie getroffen, so wie die gesamte Gastro- und Getränkebranche“, gibt sie zu. Aber die Familienbrauerei hat Glück im Unglück, weil sie einen etwas höheren Flaschen- als Fassbieranteil hat. Sie konnte also in den Super- und Getränkemärkten der Region weiter verkaufen. Und überhaupt: „Am fatalsten ist es, den Kopf in den Sand zu stecken“, beschreibt die junge Chefin ihren Umgang mit Herausforderungen – die sie immer auch als Chance begreift.
Zwei Mal drehen und auf ist die Flasche – der Schraubverschluss findet sich sehr selten bei Bierflaschen aus Glas. Für Katharina Scheer ist er besonders nachhaltig, weil er im Gegensatz zum Kronkorken nicht in der Umwelt, sondern meist wieder in der Brauerei landet und dort recycelt werden kann.
„Corona hat uns sehr erfinderisch gemacht“, erklärt Katharina Scheer nicht ohne Stolz in der Stimme: Digitale Meetings, vorher undenkbar, wurden plötzlich zur Normalität. Sie etablierte einen wöchentlichen „Sales Call“ mit dem Vertriebsteam und ein „Stand-up“ jeden Freitag, um das ganze Team auf demselben Informationsstand zu halten. Weil beliebte Bauhöfer-Events wie der „Bierwandertag“ ausfallen mussten, verschickte die Familienbrauerei nun immer häufiger Biermacherboxen zur digitalen Bierprobe. Vor allem aber nutzte die neue Geschäftsführerin die zwangsläufig ruhigeren Phasen 2020, um ein Projekt umzusetzen, das die Familie schon seit Jahren diskutiert: die Umbenennung ihres Biers.
„Die Zeit in der Ferne hat mir vor Augen geführt, wie wichtig mir die Familie und die Heimat sind.“
Katharina Scheer,
Geschäftsführerin der Brauerei Bauhöfer„Kommt, wir machen das jetzt“, gab Katharina sich und ihren Verwandten und Mitarbeitern kurz vor dem zweiten Lockdown den entscheidenden Ruck. Seit Anfang 2021 heißt das in der gesamten Region bekannte „Ulmer Bier“ nun schlicht „Bauhöfer“. Der neue Name soll die Familientradition unterstreichen und den hohen Qualitätsanspruch der Mittelständler. Und kein Tourist soll mehr an Ulm an der Donau denken, wenn er ein Pils, Weizen, Kellerbier oder Radler aus Renchen genießt. Die Überzeugungsarbeit, die sie seither bei Geschäftspartnern und Endkunden für den neuen Namen und das neue Markendesign leisten muss, nimmt Katharina Scheer gerne in Kauf. Und natürlich nutzt sie dafür auch die Kanäle ihrer Generation: Regelmäßig steht sie vor der Kamera, um Fotos und Videos für Facebook und Instagram aufzunehmen – und das ohne einen erkennbaren Funken Lampenfieber. Das hat sie spätestens in New York gelernt.
fotos: Sascha Kreklau, Brauerei Bauhöfer
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